Ostermontag 2020

Ein Impuls

Jedes Mal wenn ich einen frischen Laib Brot anschneide zeichne ich auf die Unterseite ein Kreuz. Diesen Segen hat mich meine Großmutter gelehrt. Nicht, indem sie ihn mir mit Worten erklärte, sie tat es einfach. Diese Geste gab mir zu verstehen, dass wir dankbar sein dürfen für jedes Stück Brot, für die Menschen, die es uns bereitet haben - die Bauern, Müller, Bäcker - und für den Schöpfer unseres Lebens, der hinter allen Dingen steht und unser Leben trägt.

Heute am Ostermontag hätten wir in unseren Kirchen das Evangelium der beiden „Emmausjünger“ gehört. Die Bibel erzählt uns, dass sich auf ihrem Weg in das Dorf auf einmal ein Fremder zu ihnen gesellt, der ihnen die unbegreiflichen Geschehnisse der letzten Tage erklärt. Ihre Trauer über das Leid und den Tod des Jesus von Nazareth nimmt der Fremde wahr und gibt ihnen Trost. Solch einen Menschen, der einem gut tut, lässt man nicht so leicht gehen. Sie laden ihn ein. „Bleib bei uns Herr, denn es will Abend werden“. Der Fremde nimmt die Einladung an und während sie Mahl halten, teilt er das Brot mit ihnen. An dieser Geste, dem Teilen des Brotes, erkennen die Beiden auf einmal, dass es Jesus selbst gewesen ist, der sie den ganzen Weg lang begleitet hat. (Lk 24, 13-35)

In der Bibel stehen die beiden schönen Bildworte: „brannte nicht unser Herz“ und „da gingen ihnen die Augen auf“. Manchmal sind es die kleinen Gesten, die uns die Gegenwart Gottes in unserem Leben deutlich machen. Manchmal sind es die Gesten von Freunden, Großeltern, Eltern, die uns im Rückblick „die Augen aufgehen“ lassen. Manchmal ist es ein Fremder, bei dem ich spüre, dass es mir während unserer Begegnung warm wird ums Herz. Meistens erst im Nachklang, im Rückblick, erkenne ich, dass in dieser Begegnung Christus selbst mir begegnet ist.

Christus begegnen, Gottes frohmachende Botschaft verstehen, mitten im (All-)Tag?

Es sind nicht unbedingt die Theolog*innen und kluge Menschen, die uns die Augen öffnen in Blick auf die frohe Botschaft. Dass Gott unser Leben trägt und Christus selbst uns in unserem Bruder, unserer Schwester begegnet, diese Botschaft kann uns im Alltag ganz überraschend verkündet werden. Durch die Begegnung mit einem Menschen, der tief im Glauben verwurzelt ist.

Die Botschaft des heutigen Ostermontag lautet: Wir dürfen uns auf Gottes Gegenwart verlassen, darauf, dass Gott unser Leben trägt.

So können wir den Auferstandenen begegnen – mitten im Leben.

Haben Sie das auch schon einmal erlebt? Ein so genanntes „Emmaus-Erlebnis“?

Vielleicht mögen Sie mir Ihr persönliches „Emmauserlebnis“ (auch anonym) schreiben?

Ich freue mich über Zuschriften.

Eine frohe und gesegnete Osterzeit wünsche ich Ihnen.

Bleiben Sie gesund!

Barbara Kaltwasser-Flora