Lobpreis und Anbetung

An jedem 4. Dienstag im Monat in St. Albert, Bertramstraße 45, 60320 Frankfurt

(Quelle: Lobpreis und Anbetung – Wikipedia)

Lobpreis und Anbetung sind als besondere Form des Gebetes Ausdrucksmöglichkeiten des christlichen Glaubens. Im Lobpreis erweist der Gläubige Gott Ehre und rühmt seine Taten, in der Anbetung (lateinisch adoratio, griechisch προσκύνησις) verehrt er Gottes Wesen. Lobpreis und Anbetung sind – auch in der besonderen Form der Doxologie – seit der Urchristenheit liturgischer Bestandteil des christlichen Gottesdienstes aller Konfessionen. In der Gegenwart fungieren die Begriffe zusammen auch als terminus technicus für eine zeitgenössische musikalische Ausdrucksform des Lobpreises, als dessen Besonderheit kurze, meist einstrophige, dafür oftmals wiederholte Gesänge gelten, die in der Musiksprache der Gegenwart gehalten sind. Lobpreismusik hat sich im Verlauf von sechzig Jahren zu einem eigenen Musikstil entwickelt, dessen Ursprünge in der charismatischen Bewegung liegen und der inzwischen in den meisten christlichen Konfessionen – vor allem in der Jugend – verbreitet ist. Daneben ist „Lobpreis und Anbetung“ aber auch Inbegriff für eine innere christliche Lebenshaltung, mithin für das Ziel aller theologischen Arbeit. Im Englischen werden die Begriffe praise und worship verwendet, wobei „worship“ nicht nur die spezielle Gattung der Anbetung, sondern in weiterem Sinne die Gesamtheit des gottesdienstlichen Geschehens beschreibt.

Geschichte

Lobpreis und Anbetung in der Bibel

Der Lobpreis der Christenheit geht auf die Lobgesänge Israels zurück, wie er sich im Alten Testament z. B. im Psalter findet (beispielsweise das sog. „Hallel“ der Psalmen 113–118). Im Gebet lobt der Glaubende Gott um seiner Majestät, seiner Hilfe und seiner großen Taten willen.[2] Bereits in den Psalmen hat der Lobpreis ausdrücklich verschiedene Gebetsgesten (Ps 95,1.6 EU) und musikalischen Ausdruck erhalten (Ps 18,50 EU; Ps 30,5 EU u. ö.). Im Lob Gottes findet der Mensch seine eigentliche Bestimmung (Ps 34,2 EU) und Israel seine Aufgabe (Ps 22,4 EU).[3] Aus der Vielfalt der Formen sind der Aufruf zum Lob („Preiset den Herrn“) und das hebräische „Halleluja“ (übersetzt: „Singet dem Herrn“)[3] sowie das Gott selbst im kultischen Vollzug anbetende „Sanctus“ („Heilig, heilig, heilig“: Jes 6,3 EU) hervorzuheben. Das Neue Testament setzt die Tradition des Lobpreises nach Struktur und Tradition in christologischer Überarbeitung und Zentrierung fort. Angesichts des gekommenen Christus wird Gott betend gelobt, z. B. mit den Worten „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Lk 2,14 EU), dem Lobgesang der Maria (Magnificat) (Lk 1,46–55 EU) oder in der lobpreisenden Anerkennung der göttlichen Wirklichkeit in der Doxologie des Vaterunsers („Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“) (Mt 6,13 ). Doxologischer Natur sind die Christushymnen wie Phil 2,5–11 EU.[5] Doxologische Wendungen, die auf einen gottesdienstlichen bzw. liturgischen Hintergrund schließen lassen, finden sich Röm 11,36 EU, 1 Tim 1,17 EU u. a. Oftmals findet sich in ihnen die Form: Nennung Gottes im Dativ oder Genitiv – δόξα (doxa, übersetzt „Ehre“, „Herrlichkeit“) – Ewigkeitsformel (vgl. Röm 11,36 EU; Röm 16,25–27 EU ). Einen besonderen Stellenwert besitzen die liturgischen Lobgesänge der Johannesoffenbarung (Offb 4,8–11 EU, Offb 5,9–12 EU, Offb 19,1 ff. EU). Sie wollen als Echo des himmlischen Gotteslobes verstanden werden – ein bedeutendes Motiv des jüdischen Gottesdienstverständnisses – in dem „Gott durch die seinen Thron umgebende Schar der Engel und der vollendeten Gerechten ein unaufhörlicher Lobpreis zuteil“ wird.. An diesem neuen, himmlischen Gottesdienst hat die Gemeinde nach der Theologie der Johannesoffenbarung im Lobpreis und der Anbetung Gottes Anteil. Einige Autoren gehen davon aus, dass auch in der Urchristenheit das Lob Gottes eine gesungene Form hatte.

Form und Aussage

„Es handelt sich bei der Anbetung um einen freiwilligen Akt der Dankbarkeit, der dem Retter von den Geretteten, dem Heiler von den Geheilten, dem Befreier von den Befreiten dargebracht wird“ (Lucado) Der evangelische Theologe Edmund Schlink hat – inspiriert durch die Liturgie der orthodoxen Kirche – in ökumenischer Perspektive die spezifische Sprachform herausgearbeitet: Die Person des Beters selbst tritt in der Anbetung in den Hintergrund. Er dankt nicht oder bittet für sich, sondern er betet Gott um seiner selbst willen an und gibt sich Gott im Vollzug dieses Lobes selbst hin. Darum formuliert die Anbetung in ihrer Grundform nicht in der zweiten („Gott, ich verherrliche dich“), sondern in der dritten Person („Gott ist herrlich“),] auch wenn sich zu dieser in der Liturgiegeschichte rasch das vertraulichere „Du“ hinzugesellte „In der Doxologie geht es letztlich um Gott selbst – um Gott aufgrund seiner Taten an uns Menschen, an der Welt, aber um Gott, der nicht in diesen Taten aufgeht, sondern in der Freiheit des allmächtigen und liebenden Herrn seine Taten tut, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende ist. Es geht um Gottes ewige Wirklichkeit“ (Edmund Schlink) Lobpreis und Anbetung bilden darum zusammen mit dem Dankgebet den Gegenpol zu Klage und Bitte: Im „Lobopfer“ gibt der Glaubende Gott Ehre, „sodaß Welt und Person als Segen erscheinen und im Lob antwortend zu ihrem Ursprung zurückkehren“ Der Westminster Katechismus von 1647 formuliert als „Hauptzweck des Menschen“, „Gott zu verherrlichen und sich an Ihm in Ewigkeit zu erfreuen“.[5] Dies kann nicht nur in Redeform geschehen, sondern auch im „heiligen Schweigen“, das als eine Weise inniger Anbetung deshalb ebenfalls einen Ort in der Liturgie hat.

Besonders in der römisch-katholischen Theologie wird die Eucharistie insgesamt als Anbetung, ja als deren höchste Form verstanden: Christus selbst „gesellt sich in seinem priesterlichen Werk der vollkommenen Verherrlichung Gottes u[nd] Heiligung der Menschen seiner Kirche zu, so daß die Kirche als Ganze, Haupt und Glieder, Subjekt der Anbetung ist“

In der Reformationszeit wies Martin Luther darauf hin, dass das Lob Gottes das Werk des Heiligen Geistes ist: „Denn es ist keines Menschen Werk, Gott mit Freuden loben. Es ist [viel]mehr ein fröhliches Leiden und allein Gottes Werk, das sich mit Worten nicht lehren, sondern nur durch eigene Erfahrung kennen[lernen] lässt“. Anhand des Lobgesangs der Maria zeigt er auf, dass Lobpreis und Anbetung das eigene Wohlergehen nicht zwangsläufig zur Voraussetzung haben, sondern aus dem Glauben heraus geschehen kann.

In der Theologie der Orthodoxie wird öfters darauf hingewiesen, dass Doxologie mehr ist als ein Stück des Gottesdienstes, sondern dass „theologisches Denken und Forschen wie überhaupt Glaubenserfahrung […] ihren Höhepunkt in der Doxologie [erhalten], die Erkenntnis im Gebet ist“ (A. Kallis) „Das heißt: Summe und Gipfel der Theologie ist die Doxologie, weil sich hier Erkenntnis Gottes im Gebet, d. h. in personaler Beziehung, ereignet

Liturgische Variationen

Von der altkirchlichen Liturgie an bis heute finden sich Elemente des Lobpreises im Eingangsteil des christlichen Gottesdienstes Das wohl ursprünglichste ist das Gloria Patri als „kleine Doxologie“, das den gottesdienstlichen Psalmgesang beschließt und ihn zugleich christologisch und trinitarisch interpretiert: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Dabei stellte der Psalmgesang in der Alten Kirche selbst die Hauptform christlichen Lobpreises dar. Ebenfalls ab dem 4. Jahrhundert bezeugt ist das sog. große „Gloria in Excelsis“. Es ist ein „Dank- und Festgesang“ in drei Abschnitten – „der Gesang der Engel in der Heiligen Nacht, die Lobpreisung Gottes, das Rufen zu Christus“, der ursprünglich den Bischöfen vorbehalten war und erst im Lauf der Zeit zunächst für die Presbyter und den Klerikerchor zum Mitsingen geöffnet wurde. Beide wurden von Beginn an gesungen, wobei die musikalische Form sich zunächst an die alttestamentlichen Melodien anschloss und dann im Gregorianischen Gesang fortgeschrieben wurde. In den Liturgien der Ostkirche haben sie z. T. reiche musikalische Ausgestaltung erfahren und bilden Höhepunkte in den vertonten Messen der Westkirche (wie z. B. der H-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach: H-Moll-Messe#Werkbeschreibung, oder im „Gloria“ von Francis Poulenc). Ein weiterer bekannter altkirchlicher Lobgesang ist das Te Deum des Ambrosius von Mailand (mit drei Teilen: Einem Hymnus auf den Dreieinigen, einem Lobgesang des Mensch gewordenen und auferstandenen Sohnes in Nachdichtung von Phil 2,6–11 EU sowie einem Bittgebet der glaubenden Gemeinde um Vollendung) sowie das Trishagion. In der Reformation wurde der Lobgesang dem Gregorianischen Choral entnommen und in eine neue textliche und musikalische Form gegossen: Die Psalmen wurden in Liedform nachgedichtet, wobei das zu dieser Zeit populäre Meistersingerlied als musikalische Form herangezogen (und teilweise unverhohlen plagiiert) wurde. Zu den frühneuzeitlichen Doxologien im englischsprachigen Raum zählt u. a. der Hymnus „Old Hundreth“. In der evangelischen Liturgie gab es mehrfach Neubelebungen der Lobpreiskultur. Die Methodistische Erweckung in England brachte z. B. durch John Wesley und Isaac Watts eine Fülle doxologischer Hymnen hervor, in der der psalmodierende Lobpreis Gottes mit eigenen Texten in die Gegenwart fortgeschrieben wurde.[28] Vielfach jedoch verkümmerte der Lobpreis namentlich im evangelischen Gottesdienst zu einem kurzen Wechselgesang und einer Liedstrophe (oftmals „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ von Nikolaus Decius).

Stundengebet

Eine der großen Horen des Stundengebets, die Laudes am Morgen, ist ausdrücklich als Lobpreis gestaltet; in der Hore spielen die „Lobpsalmen“ (Ps 148 EU bis Ps 150 EU) eine große Rolle. Mehrere Horen enthalten im zweiten Teil einen Lobpreis als eigenständiges Element: die Lesehore an Sonn- und Festtagen das Te Deum, die Laudes das Benedictus, die Vesper das Magnificat und die Komplet das Nunc dimittis.

Die „Wiederentdeckung“ des Lobpreises in der Charismatischen Bewegung

In der Neuzeit kam es durch die Charismatische Bewegung zu einer Wiederentdeckung des Lobpreises in Konvergenz zu dessen altkirchlichem Verständnis, aber in zeitgenössischem musikalischen und textlichen Gewand. Als wichtiger Initiator dieser neuen geistlichen Lieder gelten die Vineyard und der bis heute aktive Komponist, Autor und Anbetungsleiter Graham Kendrick aus Großbritannien. Im deutschsprachigen Raum hat Helmut Trömel seit 1984 die Entwicklung von Lobpreis- und Anbetungsliedern sowie das Feiern ausgesprochener Lobpreisgottesdienste vorangetrieben. Seitdem ist eine große Anzahl neuer Lobpreis- und Anbetungslieder entstanden. Frühe Werke aus den 1970er und 1980er Jahren waren meist sehr schlicht und kurz, wurden dafür aber im Lobpreis mehrfach wiederholt. Seit den 1990er Jahren werden zunehmend musikalisch und textlich anspruchsvollere Lieder komponiert. Etliche deutschsprachige Lobpreis- und Anbetungslieder sind aus dem Englischen übersetzt oder werden in englischer Sprache gesungen, immer mehr Lieder stammen jedoch inzwischen von deutschen Künstlern.

International bedeutende Personen der Lobpreis-Bewegung sind zudem Brian Doerksen (Kanada), Brenton Brown, Matt Redman (Großbritannien) sowie aus Deutschland in erster Linie Albert Frey, Lukas Di Nunzio und Lothar Kosse.

Eine ständig steigende Anzahl an Liedern ist inzwischen unter Christen auf der ganzen Welt bekannt (z. B. I could sing of your love forever, Heart of Worship, Shine Jesus Shine und Mercy is falling). Sie werden meist in die jeweilige Landessprache übersetzt, aber auch oft in der englischen Originalsprache gesungen. Neben Tonträgern und Aufführungen verbreitet sich das Liedgut vor allem durch Liederbücher. Die wichtigsten deutschen Liederbuchreihen sind Feiert Jesus!, Du bist Herr und In Love With Jesus.